CFO Insights mit Isabelle Weber aus der Schweiz
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Deutsche vs. schweizer Buchhaltung

In diesem Artikel spricht Interim und Digital CFO, Isabelle Weber, über ihre Selbstständigkeit in der CFO-Consulting Branche. Woran erkennen Startups, dass sie einen CFO brauchen? Was sind die Unterschiede zwischen deutscher und schweizer Buchhaltung?
Chief Financial Officer verwalten die finanziellen Belange in einem Unternehmen. Doch es steckt viel mehr hinter diesem Job, als die deutsche Bezeichnung "Kaufmännischer Geschäftsführer" vermuten lässt. Anstatt nur mit Zahlen und Excel-Tabellen zu jonglieren, wirken CFOs als Strategen in der Unternehmensführung mit. Auch immer mehr Startups holen sich diese Expertise ins Haus - durch Interim CFOs.
Mit der Reihe "CFO Insights" stellen wir CFO-Persönlichkeiten aus unserem nugrow Partner- und Kooperationsnetzwerk vor und sprechen mit Expert*innen aus der deutschen Finance-Branche über ihre Karriere, Herausforderungen und Ziele.
Lernen durch Shared-Knowledge, Netzwerken und gegenseitigem Austausch. Das ist unser Ziel.
Im aktuellen Interview sprechen wir mit Isabelle Weber über ihre Arbeit als freiberufliche Expertin für Finanzen mit Weber CFO Consulting. Sie ist als Digital Interim CFO in der Schweiz tätig. Obwohl sich die beiden Länder in vielerlei Hinsicht ähneln, gibt es Unterschiede in der Buchführung, die es zum Beispiel schwierig machen über die Landesgrenzen hinaus zu gründen.
Was für deutsche CFOs eine Gewinn- Verlustrechnung ist, ist für die Schweizer eine Erfolgsrechnung. Zudem gilt in der Schweiz das Obligationenrecht für die gesetzlichen Regelungen der Buchführung.
Wir von nugrow fragen Isabelle nach den Herausforderungen ihrer Selbständigkeit und gehen auf die Unterscheide zwischen der Buchhaltung in Deutschland und der Schweiz ein.
Im Gespräch mit einem CFO.
CFO-Steckbrief
Name: Isabelle Weber von Weber CFO Consulting
Gründungsjahr: 2021
Standort: Zürich
Branche: CFO as a Service
Kurzbeschreibung des Tools: Mit Weber CFO Consulting helfe ich Firmen zu mehr Klarheit, Transparenz und Planungssicherheit mit Tools (z.B. Reporting, Liquiditätsplanung).

CFO Insights
Hallo Isabelle. Was hat dich dazu bewegt dich als Chief Financial Officer selbstständig zu machen?
Ich liebe es die Unternehmen mit meinem Wissen und meiner Erfahrung im Bereich Finanzen weiterzuhelfen, denn das ist meine Passion. Da der Wert “Unabhängigkeit” bei mir sehr groß geschrieben ist, hat sich die Selbständigkeit angeboten. Mir ist es wichtig, dass ich als Consultant einem Unternehmen einen optimalen Mehrwert biete, welcher auf das Unternehmen abgestimmt ist und nicht durch Overengineering dem Unternehmen unnötige Kosten belastet werden. Dies kann ich mit meinen eigenen Unternehmen optimal umsetzen.
Was sind deine täglichen Aufgaben als selbständiger CFO?
Simpel gesagt, schaue ich tagtäglich, dass ich meine Kunden in den aktuellen Finanzthemen beraten und behilflich sein kann.
Die genauen Tätigkeiten sind von meinen aktuellen Aufträgen abhängig. Oft beinhaltet ein Arbeitsalltag von mir das Aufsetzen oder Unterhalten von Tools wie Reporting, Budget und Liquiditätsplanung. Als Sparringspartner der Geschäftsleitung gehören Ad-hoc Fragen auch zu meinem Alltag, was es sehr spannend macht.
Welche Herausforderungen begegnen dir als Selbständige in der Finanzbranche?
Ganz viele, denn als Selbständige, ist man für alles selbst verantwortlich und Dinge werden nicht einfach so von jemandem erledigt, außer man delegiert es.
Als Finanzexpertin bin ich Zahlen versiert und Tätigkeiten, wie zum Beispiel Verkauf und Content Creation fordern mich eher heraus, da sich diese Aufgaben sehr von den Finanzen unterscheiden. Bis anhin bin ich in meinem Berufsleben auch nicht groß damit in Berührung gekommen, was sich mit der Selbständigkeit geändert hat.

Wobei brauchen junge Unternehmen am meisten Unterstützung von dir? Und wann holt man sich deiner Meinung nach am besten einen Interim CFO ins Startup-Team?
Aus meiner Sicht sollte in jeder Firma Finanz Know-How vorhanden sein. Die Frage die sich hier stellt ist, wie groß das Pensum von einem Finanzexperten sein soll.
Bei einer noch sehr jungen und kleinen Firma reicht es, wenn jemand die Finanzen strukturiert, ein Reporting aufbaut und entsprechende Kennzahlen aufsetzt. Je mehr die Firma wächst, desto mehr Finanzspezialisten Wissen wird benötigt.
Folgende Fragen können dazu Helfen, um herauszufinden, ob man genügend Finanzwissen besitzt:
- Habe ich eine gute finanzielle Grundlage, um Geschäftsentscheidungen zu treffen?
- Weiss ich wo meine Profitabilität liegt?
- Kenne ich meine Marge?
- Weiss ich, wie es um meine Liquidität für die nächsten Monate (ca. 9) steht?
Haben die Firmen keine Antworten auf diese Fragen, so rate ich, einen Finanzexperten beizuziehen, um Klarheit zu schaffen.
Welche drei Tipps kannst du Startups geben, die ihr Finanzen digitalisieren wollen?
Mein erster Tipp ist, schaffe Struktur in den Finanzen, denn ohne gute Basis, wirst du nie gute und fundierte Ergebnisse daraus ziehen können. Es ist das A und O.
Als zweiten Tipp empfehle ich die Prozesse vorab gut zu definieren und durchdenken. Vorab Änderungen am Prozess vorzunehmen ist oft mit viel geringerem Aufwand verbunden, als nachgängig große Änderungen anzubringen.
Als letzten Tipp empfehle ich Stetigkeit. Ändert man laufend die Richtung, was strategische Ziele, Angebot und Prozesse anbelangt, so verliert man schnell den Überblick und die Vergleichbarkeit wird schwierig. Zusätzlich generiert dies oft für Auswertungen einen erhöhten Aufwand, da oft manuell eingegriffen werden muss, da die Daten nicht im benötigten Format zur Verfügung stehen.
Berücksichtigt man all diese Tipps, so steht einer Digitalisierung nichts mehr im Wege.
Welche Fehler können Gründer*innen bei der Digitalisierung ihrer Finanzabteilung vermeiden?
Oft denken Unternehmen, dass mit der Digitalisierung Probleme hinsichtlich Struktur und nicht vorhandene Prozessabläufe gelöst werden können. Dem ist nicht so. Die Digitalisierung digitalisiert lediglich das vorhandene. Daher empfehle ich die Daten vor der Digitalisierung zu bereinigen und Prozesse zu strukturieren. Das erspart oft viel nachträglicher Aufwand und unnötigen Ärger.
Kannst du Gründer*Innen in Deutschland und der Schweiz ein Tool (SaaS) für ihre Finanzen empfehlen?
Da kann ich keine pauschale Antwort abgeben. Das betrachte ich immer individuell, auf die Bedürfnisse der Kunden abgestimmt. In der Tat ist es eine Frage, die immer wieder aufkommt und nicht einfach zu beantworten ist.
Die erste Frage hierzu ist, ob es länderübergreifend harmonisiert sein muss oder nicht. Sollte es möglich sein, dass die Deutsche und die Schweizer Buchhaltung in demselben System abgebildet wird, würde ich ein ERP System in Betracht ziehen. Für den Entscheid ein ERP System zu implementieren gehört die Betrachtung der Strategischen Ausrichtung, sowie von weiteren Prozessen außerhalb der Finanzen dazu.
Zu erwähnen hier ist, dass die Implementation von einem ERP System in der Regel sehr zeitintensiv ist und viel länger dauert als die Implementation von einem Buchhaltungssystem. Dementsprechend ist es auch sehr kostspielig. Daher entscheiden sich Firmen zu Beginn oft für reine Buchhaltungssystem. In diesem Fall muss das Set up individuell betrachtet werden, um eine sinnvolle Entscheidung zu treffen.
Du suchst einen (Interim) CFO für deine Startup-Finanzen?
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Die schweizer Buchführung unterscheidet sich von der deutschen. Was rätst du deutschen Startups und Unternehmen, die in die Schweiz kommen?
Ja, das ist absolut korrekt. Obwohl wir Nachbarländer sind, unterscheiden sich die Buchführung und die Regelwerke ziemlich.
Es gibt verschieden Variante, wie ein korrektes Handling sichergestellt werden kann. Ich rate auf alle Fälle für den Jahresabschluss, die Lohnbuchhaltung und die Steuerthemen (inklusive MwSt) einen Spezialisten aus dem jeweilige Land beizuziehen. Denn hier sehe ich die größten Risiken für die Firmen. Wo und von wem die restlichen Buchhaltungs-Tasks erledigt werden, kann je nach Situation individuell angeschaut und entschieden werden.
Was sind deine Long-Term-Goals für deine Selbstständigkeit als Finanzdienstleisterin?
Mein Ziel ist es meinen Kunden einen Mehrwert und beste Qualität liefern zu können.
Können meine Kunden dank meinen implementierten oder überarbeiteten Tools (Budget, Liquiditätsmanagement, Reporting) fundierte Geschäftsentscheide treffen, indem sie Klarheit, Transparenz und Planungssicherheit in ihren Zahlen haben, so habe ich mein Goal erreicht.
Danke für deine Insights, Isabelle!